Die Vorstellung, dass Menschen Wolfsgestalt annehmen können, ist alt. Im Gilgamesch-Epos zum Beispiel wird ein Schäfer von der Göttin Ishtar in einen Wolf verwandelt. Und in der griechischen Mythologie tut der Göttervater Zeus dem arkadischen König Lykaon dasselbe an. Auch war es bei den Skythen, einem nördlich des Schwarzes Meeres lebenden Reitervolk, Brauch, sich bei kultischen Festen ein Wolfsfell umzuhängen und so mit einem wolfsgestaltigen Gott zu vereinen. Herodot berichtet sogar, dass die Einheimischen behaupteten, sie würden sich jedes Jahr für einige Tage in Wölfe verwandeln.
Tausende wurden als Werwölfe verbrannt
Auch im mittelalterlichen Europa war der Glaube an Werwölfe weit verbreitet. Was die Frühe Neuzeit betrifft, müssen die Ungeheuer auf dem ganzen Kontinent ihr Unwesen getrieben haben - zumindest wenn man den Inquisitoren und Gelehrten der Zeit Glauben schenkt. Tausende Männer brachte die Anschuldigung, ein Werwolf zu sein, auf den Scheiterhaufen.
Vor allem Außenseiter beschuldigt
Wie sich aus alten Akten und Berichten herauslesen lässt, galten vor allem Außenseiter der Dorfgemeinschaft als potentielle Werwölfe. Das zeigt zum Beispiel der Fall des Viehhirten Johann Huke aus dem frühen 17. Jahrhundert. Der Eigenbrötler hatte nicht nur die Funktion eines Tierarztes, ihm wurden auch magische Kräfte zugeschrieben, so dass die Bauern ihr Vieh zum Schutz vor Wölfen von ihm segnen ließen. Als der Wolfsbann einmal versagte, beschuldigte der betroffene Bauer den Hirten, als Werwolf sein Schaf gerissen zu haben - was dieser unter der Folter auch gestand. Wie tausend andere angebliche Werwölfe wurde Johann Huke auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
(Quelle: Welt der Wunder)